April 2020 | 3 Minuten
Steven Meyer, CEO und Mitgründer der Firma ZENDATA Cybersicherheit
Daten werden in 2 Gruppen unterteilt: Unsere Daten werden bewusst z.B. in den sozialen Netzen geteilt oder beim Bestellvorgang in ein Formular eingetragen. Es betrifft aber auch unsere Daten durch die Nutzung von Apps in Smartphones oder im Internet am PC. Wenn wir beispielsweise zehnmal Likes auf Facebook hinterlassen, wird vom Netzwerk ein Teil Ihrer personenbezogenen Daten, wie Ihre religiöse Überzeugung oder sexuelle Orientierung, identifiziert. Dazu ist Ihre Biografie in Ihrem Profil gar nicht notwendig. Ihre Online-Handlungen erzählen viel mehr über Sie. Wenn Sie im Internet surfen, werden Ihre eingehenden Informationen mit Kennungen durch Kabelnetze, Fremdserver, Internetprovider von öffentlichen oder Privatorganisationen durchlaufen, um die Welt gehen, identifiziert und weitergenutzt.
Auch als Privatperson ohne Medienpräsenz ist es wichtig sich darüber zu informieren, wie wir mit digitalen Medien und deren Werkzeugen umgehen sollen. Diverse unbekannte Firmen sammeln Informationen über Sie und Ihre Familie, verwenden sie für Geldzwecke und verkaufen sie weiter an Werbetreibende – sie dienen aber auch zu statistischen Zwecken. In naher Zukunft könnten die Krankenversicherungsträger beschliessen, die Prämien in bestimmten Regionen noch weiter zu erhöhen, falls dort Krankheiten mit höheren Behandlungskosten verbunden sind. Das Solidaritätsprinzip wäre somit gebrochen. Das ist nur ein Beispiel. Dennoch machen wir uns nicht verrückt. Wir müssen uns nur im Klaren sein, dass je mehr Informationen über uns gesammelt werden, desto grösser könnten gesellschaftliche Veränderungen hervorgerufen werden.
Zu nahezu jedem Schwergewicht der digitalen Welt existiert eine sicherere, werbefreie Alternative – wie beispielsweise DuckDuckGo als Alternative zu Google oder Diaspora zu Facebook. Der Erfolg dieser Werkzeuge ist aber mittelmässig und die Effizienz lässt zu wünschen übrig, da sie langsamer sind und sich mit dem Angebotsstandard der Schwergewichte nicht messen können. Die Benutzer verzichten lieber auf die Alternativen und greifen auf die effizientere Variante der GAFAM zurück – selbst, wenn sie sich darüber bewusst sind, dass ihre persönlichen Daten dabei genutzt werden.
Es ist schwierig den Wert von Daten zu beziffern. Wenn wir das Risiko nicht eingehen möchten, dass unsere persönlichen Daten ohne unsere Einwilligung weiterverkauft werden, müssen wir dafür zahlen. Das heisst, Lizenzen für Software oder Online-Services zu kaufen und auf kostenlose Varianten zu verzichten. Der Skandal mit dem kostenlosen Antivirus „Avast“ ist ein typisches Beispiel dafür: Benutzerdaten wurden zugunsten eines Dritten ohne Einwilligung der Betroffenen weiterverkauft. Falls Sie ein kostenloses Produkt verwenden, ist es doch einleuchtend, dass der Hersteller oder Anbieter von anderen Einnahmequellen leben muss – auch durch Werbung. Viele Internetsurfer nutzen das Browser-Plug-in „AdBlock“ zum Schutz vor versteckten Viren in Werbungen.
Interview von